Fachtagung der Bundeszentrale für politische Bildung in Frankfurt
Fazit als Teilnehmerin
Ist Demokratie eine Form oder ein Inhalt, eine Methode oder eine Weltanschauung? Ein konstanter “demokratischer” Inhalt lässt sich, historisch betrachtet, nicht finden. Ressentiments und Nationalismus sind auch in starken Demokratien zu finden.
Unsere Gesellschaft besteht aus einer Kombination demokratischer und anderer Systeme. Das demokratische Verfahren ist eine Strategie, Antworten auf Zukunftsfragen - und Lösungen für Konflikte - zu finden. Eine andere Strategie ist die autoritäre Entscheidung. Sie findet Anwendung in Wirtschaftsunternehmen, innerhalb der Verwaltung, in Kirchen und Familien. Demokratie als Form der Entscheidungsfindung im Gemeinwesen ist deshalb anderen Entscheidungsformen vorzuziehen, weil es einen ausgedehnten Prozess der Interessenbekundung und des Interessenausgleichs gibt. Entscheidungen beruhen - idealerweise - auf den Gedanken und Überlegungen vieler und haben die Interessen aller im Sinn. Einzelnen Personen oder Personengruppen kann die Berücksichtigung aller Interessen beim besten Willen nicht gelingen.
Eine Gefahr für die Demokratie ist ein zu hoher Anteil an gewählten Nichtdemokraten in demokratisch gewählten Gremien. Sollten aus diesem Grund Maßnahmen getroffen werden? Sollten
Demokratieverständnisse in politischer Bildung und sozialer Arbeit
Nichtdemokraten in Ämtern, in die sie gewählt wurden, isoliert werden? Die Geschichte Nachkriegsdeutschlands zeigt: Demokratien können auch dann stabil sein, wenn es einen hohen Prozentanteil von Anhängern autoritärer Entscheidungen gibt.
Was könnte das Ziel politischer Präventionsarbeit sein? Bürger davon zu überzeugen, dass sie - neben allem, was sie sonst noch sind - Teil einer Gemeinschaft sind, in der sie das Recht (und vielleicht auch die Pflicht) haben, sich für ihre Interessen und ihre Zukunftsvisionen einzusetzen. Das Ziel von Präventionsarbeit sollte sein, Menschen davon zu überzeugen, dass es richtig ist, seine Meinung offen und selbstbewusst vorzutragen und für sie einzustehen. Präventationsarbeit wird falsch verstanden, wenn sie zu politischem Wohlverhalten erzieht. Angst vor Konflikten und Aushandlungsprozessen können die Akzeptanz von Demokratien dramatisch vermindern. Insgesamt könnte es eine gute Idee sein, den Prozess des Aushandelns mehr in den Vordergrund der politischen Berichterstattung zu stellen. Ein wichtiges Ziel, das die Demokratie verfolgt, ist die Herstellung von sozialem Frieden. Hierfür müssen alle gesellschaftlichen Gruppen in ihren Interessen wahrgenommen und berücksichtigt werden - ihnen muss bewusst sein, dass dies geschieht.