Gerhard Schulze beschrieb 1993 den Wechsel von der Knappheits- in die Überflussgesellschaft mit der Charakterisierung unterschiedlicher Denkungsarten. In einer Gesellschaft, in der alles knapp ist, richte sich Denken und Handeln auf die Beherrschung und Stabilisierung der äußeren Situation: Welche Tätigkeiten werden mein Leben materiell absichern? Welche Dinge habe ich am Nötigsten und welche erfüllen die Aufgabe, für die ich sie erwerbe, am besten? Das Denken in einer Überflussgesellschaft hingegen richtetet sich auf den Erlebnischarakter von Dingen und Situationen: Werde ich mich bei dieser Tätigkeit gut fühlen, passt sie zu mir? Welche Dinge gefallen mir?
Viele seiner damaligen Leser konnten diesen Wandel in ihrer eigenen Biografie wiederfinden, lagen Kindheit und Jugend doch in den 60er und frühen 70er Jahren. Eine Generation später lässt sich fragen: Wie wird dieser Wandel für jene plausibel, die niemals unter der Bedingung von Knappheit lebten? Kann “außengeleitetes Denken” reflektierend nachvollzogen werden?
Das Buch “Die Erlebnisgesellschaft” von Gerhard Schulze ist Thema des vierten Abends im Kurs “Zeitdiganosen” an der VHS Osnabrück.